Unter Applaus nimmt Dr. Jörg Alvermann, seines Zeichens Fachanwalt für Steuerrecht, nach seinem Vortrag den Blumenstrauß mit roten und weißen Rosen entgegen. Gerade hatte er mehr als zwei Stunden über vereins- und steuerrechtliche Fragen in Bezug auf eine mögliche Ausgliederung der ersten Mannschaft des Rot-Weiss Essen e.V. referiert, sich mehr als eine Stunde lang den Fragen der etwas mehr als 100 anwesenden Anhängern gestellt. Doch am Ende war es doch Präsident Michael Welling, der in der Fragerunde den größten Applaus erhielt.
Ein Fan hatte gefragt, inwiefern eine Ausgliederung ohne eine Aufstiegsreform in der Regionalliga denn überhaupt Sinn mache. Welling hielt fest: "Wenn wir das rational betrachten: Für eine Investitionsentscheidung eines Dritten ist dieses Nadelöhr ein Risikoaspekt. Wenn wir da über Werte der Vereine sprechen, ist das ein Abschlag, das gibt weniger Geld. Genauso die geringe Mitbestimmung der Investoren. Aufgrund der Struktur ist es jetzt wohl weniger reizvoll, als wenn wir in der vierten Liga wären und hätten eine sinnvolle Aufstiegsregelung." Aber - und das ist der entscheidende Punkt: "Wir wollen nicht möglichst viel Geld generieren, sondern das Geld einsetzen, um diese beschissene 4. Liga zu verlassen."
Zudem wurde im Laufe des Abends klar, worum es dem Verein im Zuge der Ausgliederung geht. Obwohl die Möglichkeit laut Satzung besteht, eigenmächtig zu handeln, sucht Welling die Rückendeckung der Mitglieder, um nach deren Willen zu handeln. "Wenn es eine knappe Entscheidung werden sollte, ist das kein Votum, das wir befolgen sollten", stellt Welling klar. Klar ist mittlerweile auch, dass auf der Mitgliederversammlung am 11. Juni keine konkreten Details einer Ausgliederung abgestimmt werden sollen, sondern nur, ob dieser Weg weiterverfolgt wird. Bei erfolgreichem Votum dafür würde erst weiter erörtert, was in welcher Form für Rot-Weiss Essen Sinn macht. Welling: "Am 11. Juni werden wir kein Modell vorstellen können, über das sich alle freuen. Wenn wir sagen, wir gehen diesen Weg weiter, dann fängt die Detailarbeit an. Wie lange das dauert, kann ich aktuell nicht beurteilen. Ich glaube aber, dass man das innerhalb eines Jahres erarbeiten könnte."
Wann es mit den Informationsveranstaltungen weitergeht, ist aktuell noch unklar. Ende der kommenden Woche soll der Termin für das Gespräch - unter anderem mit den Vertretern des Bochumer Fanzusammenschlusses "echt VfL" - bekanntgegeben werden.